Reisebericht Frauenbundreise St. Urban - Sempach - Hallwilersee
Mittwoch, 15.06.2016
Nach em Räge schiint d’Sunne…
Im bequemen und bewährten Car(mäleon) reiste der Frauenbund Döttingen - zusammen mit der Gewinnerin dieser Reise anlässlich der GV-Tombola - ins geschichtsträchtige Kloster St. Urban in Pfaffnau LU. Ein Kaffeehalt im Klostergasthaus Löwen stärkte die Reiseteilnehmerinnen und –teilnehmer, bevor sie in zwei Gruppen von kundigen Führern durch die eindrücklichen Räumlichkeiten des Klosters St. Urban geführt wurden. Da spielte es auch keine Rolle, dass es draussen erheblich regnete.
Die Geschichte des Klosters
Das Zisterzienserkloster St. Urban wurde im 12. Jahrhundert von Mönchen der Abtei Lützel im Elsass mit Unterstützung durch die oberaargauischen Freiherrengeschlechter gegründet. Trotz Um- und Anbauten genügte die Klosteranlage, die zum religiösen und geistigen, herrschaftlichen und auch wirtschaftlichen Zentrum des Grenzraumes Bern, Solothurn, Aargau und Luzern wurde, den Ansprüchen der Mönche nicht mehr. Nach einer wechselvollen Zeit beauftragte der Abt Malachias Glutz in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts den Vorarlberger Baumeister Franz Beer, eine neue Klosteranlage zu errichten, die heute eines der eindrücklichsten Beispiele barocker und zisterziensischer Baukunst und Kultur in der Schweiz darstellt. Das reiche Kloster musste wegen der neuen Klosteranlage keine Verschuldung befürchten, und Abt Malachias hat auf all seinen Werken Namen und Wappen hinterlassen. Der Franzoseneinfall 1798 leitete auch für das Kloster wieder eine schwierige Zeit ein. Es wurde damals als Lehrerseminar, Gymnasium und für militärische Einquartierungen genutzt. Damit die Schulden aus den Sonderbundskriegen mit den Vermögenswerten des reichen Klosters getilgt werden konnten, wurde das Kloster St. Urban 1848 vom Kanton Luzern kurzerhand aufgehoben. Die Mönche mussten fliehen. Das wertvolle Mobiliar des Klosters wurde sehr unsorgfältig liquidiert. Die Abteikirche wurde zur Dorfkirche. Nachdem die Klostergebäulichkeiten zwischenzeitlich einem Basler Seidenfabrikaten gehörten, kaufte der Kanton Luzern sie zurück und eröffnete 1873 eine kantonale psychiatrische Klinik. Viele Teile des schönen Barockklosters wurden in dieser Zeit beschädigt oder zerstört.
Das Kloster St. Urban als Zeitzeuge
Die psychiatrische Klinik befindet sich seit Ende der 1970er Jahre in Neubauten ausserhalb der barocken Anlage. Darum kann heute ein Teil der Klostergebäude und Einrichtungen, die aufwendig restauriert wurden, zunehmend für kulturelle Zwecke wieder genutzt werden. Eine Bibliothek mit Wandpfeilern, einer Galerie mit schmiedeeiserner Brüstung und zwölf geschnitzten Eichensäulen, die Jahreszeiten, Erdteile und Elemente darstellen, der riesige barocke Festsaal mit Kronleuchter, lichtdurchflutet und mit Parkettboden, sowie das grosszügige Treppenhaus mit wunderschönen Stuckaturen an der Decke sind heute wieder Zeugen von früherer Baukunst und beeindruckendem Kunsthandwerk. Die barocke Kirche mit ihrer Doppelturmfront prägt das Bild dieser Klosteranlage. Im Innern faszinieren Wandpfeiler und Stuckaturen in der Laienkirche, die Mönchskirche mit dem kunstvoll geschnitzten Gestühl und der Hochaltar. Der grosse Lichteinfall durch die hohen, ungetönten Fenster lässt die monumentale, festliche Kirche hell und freundlich erscheinen.
Die Andacht
Daniel Kyburz, Pfarreileiter von Döttingen und Präses des Frauenbundes, gestaltete in der Kirche St. Urban eine Andacht. Als Überraschung begleitete Stefan Müller, Organist in Döttingen, zuerst die Lieder auf der Orgel und gab im Anschluss ein eindrückliches Konzert, bei dem die Orgel mit drei Manualen, 40 Registern und über 2500 Pfeifen voll zur Geltung kam. Es ist die grösste noch weitgehend erhaltene Barockorgel der Schweiz, erbaut vom berühmten Schweizer Orgelbauer Josef Bossard aus Baar.
Das Mittagessen
Nach der Andacht hatten sich die Wolken weitgehend verzogen und die Sonne blinzelte hervor. Der erfahrene Chauffeur brachte die Reisegruppe nach Sempach, zum Gasthof Adler, wo ein feines Mittagessen serviert wurde. Die Gastgeberin, Heidi Künzli-Köferli, ist in Döttingen aufgewachsen und führt zusammen mit ihrem Mann Hanspeter den Gasthof Adler. Dieses Zusammentreffen freute den Frauenbund Döttingen und das Wirteehepaar sehr. Bei sonnigem Wetter wurde nach dem Mittag das hübsche Städtchen Sempach erkundet und am Sempachersee verweilt.
Die Schifffahrt
Um 15.00 Uhr startete der Car, vorbei am Winkelried-Denkmal, durch den die Eidgenossen die Schlacht bei Sempacht 1386 gewonnen hatten, in Richtung Hallwilersee, über den sich der blaue Himmel ausbreitete, während die schwarzen Wolken sich im Luzernischen ballten. Der himmlische Lichtblick hielt jedoch nicht lange an, und als die MS Seerose am Steg anlegte, um die Döttinger Passagiere aufzunehmen, regnete es wie aus Kübeln. Eine anderthalbstündige Fahrt auf dem schönen Hallwilersee bei Kaffee und feinem Gebäck, zuerst im gemütlichen Schiffsrestaurant und nachher, als die Sonne wieder schien, draussen im Bug und Heck des Schiffes, bildete einen weiteren Höhepunkt der Reise.
Die Heimfahrt
Die Heimfahrt von Meisterschwanden nach Döttingen ging sehr zügig voran, da die Strassen wegen des EM-Spiels Schweiz-Rumänien fast leer waren. Reiseleiterin Béatrice Grand, die für die bestens organisierte Reise grossen Applaus bekam, dankte dem Chauffeur und allen, die mit dem Frauenbund Döttingen auf diese interessante Reise mitgekommen waren und machte darauf aufmerksam, dass einige Bilder dieses Tagesausflugs auf der Homepage www.frauenbund-doettingen.ch zu sehen sind. Pünktlich um 18.45 Uhr traf die gutgelaunte Reisegesellschaft wieder im regnerischen Döttingen ein. (sm)